Friedrich Wilhelm Murnau: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 27. November 2023, 17:29 Uhr

Schlaraffen hört!

Die Liste der großen Söhne Bielefelds ist so kurz, dass man sich die Arbeit machen kann, jeden der Liste auf seine Tauglichkeit als Ehrenschlaraffe für die „Ravensbergia“ durchzugehen. Ich weiß, dass dies nicht zu den klassischen Aufgaben eines neuen Sassen gehört. Aber eine gewisse Wochenendlangeweile verbunden mit dem Wunsch, mich in meiner neuen Heimat kulturell zu verorten, führen zu ungeahnten Aktivitätsschüben.
Also begann ich mit einer Faktenkontrolle. Und diese ergibt schnell, dass es nur einen ernstzunehmenden Kandidaten geben kann: Wilhelm Plumpe. Es hieße Eulen nach Herford tragen, wenn man näher auf diesen großen Sohn Bielefelds eingehen würde – aber, es mag ja vereinzelt noch bildungsferne Schichten oder Einreiter aus der Theotmalli geben, die hier einer gewissen Hilfestellung durch mich Beute-Ostwestfalen bedürfen.
Wilhelm Plumpe, in Bielefeld am 28.12.1888 geboren, passt von seinem Geburtsdatum her gut; er würde zwar dieses Jahr schon 127, ist damit aber nur unwesentlich älter als die „Ravensbergia“.
Plumpe war der Sohn eines Tuchfabrikanten und einer Lehrerin. Bildungsbürgertum, würde ich mal sagen, vom Hintergrund her passend zur damaligen „Schlaraffia“ und Bielefeld. Aber der Fluchtreflex nach Hessen schlug zu und bald erfolgte der Umzug nach Kassel, nämlich 1892. Plumpes Ambitionen beim Film, dazu seine offen ausgelebte Homosexualität, führten früh zum Bruch mit seinen Eltern. Doch Plumpe fand seinen Weg.
Den ersten Weltkrieg beendete er als Kampfflieger 1917 mit einer Landung in der Schweiz – ob freiwillig oder unfreiwillig, ob durch einen Maschinenschaden oder die clevere Entscheidung, den Krieg so zu beenden, wurde nie klar.
In den Folgejahren stieg der Stern des bekannten Bielefelders immer höher am Firmament der deutschen Kunst. Er freundete sich mit der Künstlerin Elke Lasker-Schüler an, arbeitete mit der Schriftstellerin Thea von Harbou (der Autorin von „Metropolis“ und einer der bekanntesten Schriftsteller der Zwischenkriegszeit; außerdem der Ehefrau von Regisseur Fritz Lang) und dem Schauspieler Conrad Veidt. 1922 setzte Plumpe (sehr frei) Bram Stokers „Dracula“ filmisch um – mit Max Schreck in der Titelrolle als „Nosferatu“. Dieser Film ist es auch, der uns heute im Gedächtnis ist, wenn wir seinen Namen hören.
1929 gewann Plumpes Film „Sunrise“ bei der ersten Oscar-Verleihung drei Preise. Danach kam es zu Auseinandersetzungen über Kunst, Filme und überhaupt alles mit allen möglichen Produktionsgesellschaften. Sein letzter Film – „Tabu“ – war eine Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm. Paramount war von dem Werk so beeindruckt, dass sie ihm einen Zehnjahresvertrag anboten.
Aber soweit sollte es nicht kommen. Er starb 1931 bei einem Autounfall. Zu seiner Trauerfeier erschienen elf Personen, darunter Greta Garbo.
Seine Leiche wurde in Deutschland zu Grabe getragen. Die Grabrede hielt niemand geringeres als der Regisseur Fritz Lang.
Wäre das nicht schön für die „Ravensbergia“? Ein Ehrenschlaraffe mit einem schlaraffischen (Bei-)Namen, der auf den schönen Geburtsnamen verweist – „der plumpe Filmer“ drängt sich auf.
Achja, der Name. Der Plumpe Bielefelder hat seinen Namen bald abgelegt und sich nach jenem Ort benannt, in dem er glücklich in Süddeutschland lebte. Murnau.

Lulu!