Nachruf auf Hans Joachim Alpers

Aus hermannritter.de
Version vom 23. Februar 2024, 07:28 Uhr von Hermann Ritter (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich Hans Joachim Alpers gut gekannt habe. Ich habe ihn in meinem Leben keine zehn Mal gesehen, ich weiß nicht…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich Hans Joachim Alpers gut gekannt habe. Ich habe ihn in meinem Leben keine zehn Mal gesehen, ich weiß nicht einmal, ob er mich auf den ersten Blick erkannt hätte. Aber ich kann sagen, dass Alpers mein Leben geprägt hat. Darüber will ich ein paar Sätze loswerden, um einen der großen Namen zu würdigen, der sich selbst irgendwie nie in den Vordergrund gedrängt hat. Auch eine Form von Klasse.
Mein erster Kontakt zu seinem Namen war sicherlich das "Heyne Science Fiction Lexikon", auf dem Alpers, Fuchs, Hahn, Jeschke stand (das aber wohl von Alpers, Fuchs und Hahn verfasst wurde). Ich habe es 1987 von "Cover zu Cover" gelesen, ich halte es immer noch für einen Meilenstein der deutschen Science Fiction.
Viele Jahre später sollte ich erkennen, dass Alpers mit Aktivitäten von vor 1987 für mein Leserleben wichtig war. Diverse Anthologien in meinem Regal tragen seinen Namen als Herausgeber (Farmer! Anderson! Vance!). Das großartige Magazin "Comet" (George R. R. Martin mit "Das blasse Kind mit dem Schwert" in "Comet 4/78") sowie die "Science Fiction Times" stehen in meinem Regal, aber ich habe erst viel später versucht, diese Hefte zu sammeln - für das "Comet" bin ich zu jung, für die "Science Fiction Times" nur ein Leser im Spätstadium des Magazins. Und Alpers Arbeit aus dem Jahr 1984 über Asimov (gemeinsam mit Pusch) habe ich erst viel später nachgekauft - diese gehört mit zu dem Besten, was ich über den Tausendjahresträumer gelesen habe. Vom "Moewig Science Fiction Almanach" schwärme ich heute auch, aber damals ist er mir entgangen. Irgendwann habe ich ihn mir komplett nachgekauft, weil es gute Bücher sind.
Dann kamen die Spielewelten. Alpers war Mitgründer von "Fantasy Productions" (1983) und Miterfinder des "Schwarzen Auges" (1984), Redakteur bei den "Wunderwelten"; letzteres Magazin war für mich wichtig, weil ich dort mein ersten professionellen Artikel in der Spieleszene unterbringen konnte (meine Bindung an "DSA" ist eher marginal). Alpers schrieb diverse Bücher in Rollenspielwelten, seine drei "Shadowrun"-Romane sind mir als erinnerungswürdig im Gedächtnis geblieben. Ich las sie im Zug auf der Rückfahrt von einem Besuch bei "Fantasy Productions" in Erkrath, wahrscheinlich waren sie eine Morgengabe von Werner Fuchs.
Ach, Scheiße. Ich ärgere mich im Nachhinein, dass ich nicht ein riesiges Interview mit ihm geführt habe. Am besten für "Magira" mit 1000 Fragen zu den ersten Jahren von "DSA", zu "Shadowrun" und George R. R. Martin. Zu den frühen Jahren mit Ronald M. Hahn, über seine Meinung zu Vampir- und Zombie-Romanen, über seine vielen Pseudonyme (gab es die ganzen englischnamigen Autoren im "Comet" wirklich?) und so weiter und so fort.
Vertane Chancen.
Hans Joachim Alpers wurde nur 67 Jahre alt.