Praga

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Schlaraffen hört!

Die Umwandlung einer Burgwonne in eine Burgfrau eröffnet einem zwei Möglichkeiten. Die erste ist die Möglichkeit der Neubesetzung der nun vakanten Stelle der Burgwonne mit einer anderen Frau, die andere ist die Abfolge der Hochzeitsnachbereitung mit einer Hochzeitsreise.
An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei allen Schlaraffen-Freunden bedanken, die unseren Hochzeitstag nutzten, um vor dem Hochzeitsturm ein gar schlaraffisches Spalier zu bilden. Unsere Familien waren überrascht bis erfreut – mein Hannoveraner Schlaraffenfreund, Knappe 313 und ich haben dann abends noch in vielen Gesprächsrunden erklären müssen, was "Schlaraffia" eigentlich ist.
Zurück zur Hochzeitsreise. Diese unternahmen wir nach Prag, was ich aber schon vorgehabt habe, bevor ich Schlaraffe wurde. Also kann man fast sagen, dass sowohl Heirat als auch daran hängende Reise unabhängig von der "Schlaraffia" geschahen, obwohl sie sich nicht unabhängig von ihr durchführen ließen.
Mein letzter Besuch in Prag geschah kurz nach dem Fall der Mauer; die seit dem vergangenen lächerlichen zwanzig Jahre haben sich im Stadtbild deutlich niedergeschlagen. Bevor ich aber jetzt zu einer touristischen Besprechung von Prag abschweife, die natürlich unter besonderer Berücksichtigung der Situation im 19. Jahrhundert und der Auswirkungen der deutschen Literatur auf die "Schlaraffia" allgemein und im besonderen ausschweifen würde, komme ich nun zu den für die Tarimunden wichtigen Dingen.
Ich möchte aber anmerken, dass mein 15 Minuten langer Vortrag „Aspekte der deutschen Literatur in Prag unter besonderer Berücksichtigung der Phantastik und ihre Auswirkung oder Nicht-Auswirkung auf die »Schlaraffia« zum Preis von zehn Bier bei der Junkertafel für die nächsten Wochen gebucht werden kann.
Zurück zum Thema. Bei meinem Aufenthalt in Prag habe ich einige Dinge in Erfahrung gebracht, die auch für die Tarimunden von Interessen sein dürften.
1. Die Tür der Praga (Stepanska 40, nahe beim Wenzelsplatz, rechts vom Eingang des Radison-Hotel) existiert, bietet einen schönen Fotohintergrund und ist mit einer Gedenktafel geschmückt. Ich danke Junker Martin für die Adresse, ohne deren Bereitstellung ich oder besser wir die "Hohe Pforte" kaum gefunden hätten. Ich habe in meinem "Schlaraffen"-Pass ein Feld frei gelassen, um bei Gelegenheit den Einkleber für meinen Besuch in der "Praga" nachzureichen.
2. Im jüdischen Museum (neben der Altneusynagoge und dem alten, jüdischen Friedhof) kann man erfahren, dass der "Jewish Burial Council", also das jüdische Begräbniskomitee, ein eigenartiges Wahlsystem besaß. Das Recht des Vorschlagenden für einen Kandidaten aus den Reihen der 15 Mitglieder wurde dadurch ermittelt, dass jeder eine Kugel erhielt – der mit der einen, einzigen goldenen Kugel durfte vorschlagen. Die 14 anderen durften nun in einem zweiten Wahlgang abstimmen; jeder hatte dazu eine weiße und eine schwarze Kugel erhalten, der Kandidat musste eine Mehrheit an weißen Kugeln auf sich vereinigen. Dieses Verfahren kam mir eigenartig bekannt vor. Es ist schön zu wissen, dass die Kugelung der Schlaraffen einen Vorläufer im jüdischen Prager Begräbniskomitee hat.
3. Das schöne Wort "Vademekum" fiel mir auch auf. So kann man ein "Prager Vademekum zu Franz Kafkas Prag" im "Franz Kafka Museum" erwerben. Mein "Etymologisches Wörterbuch" – nebenbei ein Buch, dessen Besitz jedem Schlaraffen zu empfehlen ist; und sei es nur, um herauszufinden, ob man nach üppiger Labung noch "Etymologisches Wörterbuch" sagen kann – gibt dann auch bekannt, dass "Vademekum" für "Lehrbuch, Ratgeber" steht. Entstanden sei das Wort durch die "Zusammenrückung" von "vade mecum", eigentlich "geh mit mir". Zitat: "Der Ausdruck erscheint häufig im Titel kleinformatiger Kompendien bestimmter Fachgebiete (also eigentlich »Taschenbuch«)."
4. Eine vierte Sache lernte ich wenige Tage später, als ich in L. Sprague de Camps hervorragendem Buch "New York lag einst am Bosporus" folgenden Satz las: "Als er in Rom eingezogen war, dem Sitz des Reiches und der Heimstatt aller Tugenden, und als er zu den Rostra gelangt war, dem berühmtesten Forum aller Zeiten, stand er erstaunt da, und überall, wohin seine Augen fielen, wurde er verblüfft durch diese Ansammlung wunderbarer Sehenswürdigkeiten …" (S. 231)
Mit geht es manchmal ähnlich.
Meinen Uhundank für Euere Aufmerksamkeit.

Lulu!