Staples

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Es gibt immer wieder Momente, wo mir klar ist, dass wir mit der Phantastik im Mainstream angekommen sind. Wenn ich einen Blick auf Kinoprogramme werfe, dann ist mir das sowieso klar. Genauso klar ist es mir an den großen Auslagetischen im Eingangsbereich von Buchhallen (Buchläden kann man sie nicht mehr nennen, das würde nämlich für Fachpersonal sprechen, das dort aber seit Jahren nicht mehr arbeitet!). Wenn ich T-Shirts kaufe, dann werde ich von Motiven überwältigt, nach denen ich mir vor 20 Jahren die Finger geleckt hätte.
Fantasy ist – nicht erst seit dem „Herrn der Ringe“ – in der Gesellschaft angekommen und verwurzelt. Auf meiner Feier zum 25-jährigen Abitur vorgestern konnte ich mich entspannt über Re-Enactment unterhalten, ohne dass ich – wie vor 25 Jahren – so betrachtet wurde, als wäre ich eine Mischung aus einem Nazi und einem Grottenolm. Es ist (fast) alles besser geworden.
Jetzt aber schwingt die Entwicklung langsam zurück. Vor 20 Jahren wurde Phantastik von Leuten gemacht, die das Genre liebten, die ihre Hirne mit Wissen vollgestopft hatten, das eigentlich nicht wert war, wenn man sich außerhalb der engen Reihen der „In-Group“ bewegte. Dann kam der Boom und auf einmal durften Leute Marketing für Phantastik machen, die nicht in der Lage waren, einen Elben von einem Troll zu unterscheiden und die Leiber, Dick und Rod Sterling für Darsteller in zumindest anrüchigen Filmen hielten.
Jetzt ist passiert, was ich nicht mehr erwartet habe. Ein bekannter Verlag wirbt in seiner Ankündigung im Herbst-Prospekt 2009 (unter dem Titel „Alles, was Sinn macht.“) für die „Chroniken von Narnia“. Die Filme waren im Kino, das Leben des Autoren wurde – durch die Nähe zu Tolkien – bekannt. Aber sein Name – hieß der nicht wie der Büromittelmarkt? Anders ist nicht zu erklären, dass man hier lesen darf „Clive Staples (geboren 1898 in Belfast, gestorben 1963 in Oxford) (…) wurde durch seine Romane (…) zu einem der meistgelesenen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.“ Der gute, alte Clive Staples. Ein Freund von John Royal, dem Autor von „Der Herr der Ringe“ und Philip Kindred, dem Autor von „Blade Runner“.
Lewis! Lewis! Lewis! Der Mann hat einen Nachnamen.
Kretins. Haben wir Fanzines produziert und Cons veranstaltet in den 80ern, damit ihr in den 00ern die Macht übernehmt in euren Werbeabteilungen und Mediotheken? Nein.
Dann doch lieber zurück zum Genre, das keiner kennt. War irgendwie gemütlicher.