»Challenger« (1986), »Columbia« (2003)

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Heute Mittag ist über den USA eine amerikanische Raumfähre explodiert. Dies ist das zweite Mal, dass ich bewusst die Explosion eines "Space Shuttle" erleben. Die Wut, die Verzweiflung bleibt die selbe.
Meine Eltern haben mich zur ersten Mondlandung 1969 geweckt. Als ich zu lesen begann, waren es die Bücher über Raumfahrt und die Besiedelung des Weltraums, die mich am meisten begeisterten. Isaac Asimov ("Caves of Steel", "The Naked Sun"), Arthur C. Clarke ("Childhood's End", "The City and the stars") und Robert A. Heinlein ("Citizen of the galaxy", "Double Star", "Have space suit - will travel", "Stranger in a strange world", "Tunnel in the Sky") waren meine Helden. Dazu natürlich deutsche Autoren wie Rolf Ulrici und Mark Brandis.
Als ich aufwuchs glaubte meine Generation daran, dass wir eine permanente Besiedelung des Mars erleben würden – nicht nur Außenstationen in der Erdumlaufbahn und eine Stadt auf dem Mond, nein, wir glaubten wirklich an eine Station auf dem Mars.
Wir haben uns getäuscht.
Es ist nicht der Traum, der uns weggebrochen ist. Die Welt hat uns verraten. Anstatt weiterhin Menschen auf den Mond zu schicken haben die USA sich damit beschäftigt, die UdSSR totzurüsten. Wir sind heute nicht mehr damit beschäftigt, immer neue Grenzen zu erreichen. Die Welt stagniert, unser Fortschrittsglaube ist zerbrochen. Meiner Generation ist der Weltraum gestohlen worden, den man uns schon versprochen hatte.
Der letzte Mann auf dem Mond war Eugene Cernan. Das war 1972. Ich werde es noch erleben, dass der letzte Mensch stirbt, der auf dem Mond war. Überall dort, wo wir Menschen hinkamen, sind wir geblieben – nur den Mond haben wir aufgegeben.
Die noch lebenden Astronauten sind heute Männer ab Ende 60, die in ihren Erinnerungen leben und versuchen, uns verstehen zu lassen, was sie gefühlt haben, als sie "da oben" waren. Wir werden es nie ganz verstehen, denn wir waren nicht "da oben". Wir werden es auch nie sein.
Ich habe ertragen, dass Werner von Braun ein ehemaliger Nazi war. Ich habe es ertragen, dass Asimov, Clarke und Heinlein die Wünsche nicht erfüllen konnte, die sie in mir geweckt haben. Ich werde es auch ertragen, dass ein weiterer Space Shuttle explodiert ist. Meine Anteilnahme gilt jenen, die ihr Leben gaben, um ihren Traum zu leben; auch ihren Angehörigen und Freunden.

Steffie Kammerer: "Und wenn Sie noch einmal zum Mond fliegen dürften?"

Eugene Cernan: "Ich würde mich sofort auf die Reise machen. Es wäre, als würde ich an den Ort zurückkehren, an dem ich als Junge mit meinen Eltern war."[1]


  1. Zitiert aus "Was macht eigentlich Eugene Cernan?"; "Stern 50/2002", S. 298