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Schlaraffen hört!

Allgemein ist bekannt, dass das Anagramm unter den präzisen chirurgischen Elementen des deutschsprachigen Humors der Jumbo-Hammer ist. Während sich Sprachliebhaber darum bemühen, eloquente Sätze aus erhabenen Worten zu drechseln, nimmt der perverse Anagrammatiker die Buchstaben, reißt sie auseinander und gruppiert sie neu. So ist es nicht ungewöhnlich, dass jede moderne Zivilisation den Schüttelreimer mit derselben Gnadenlosigkeit verfolgen lässt, wie den Mann, der beim klassischen Konzert in der ersten Reihe in der Nase bohrt, während auf der Bühne der Geiger gerade den schwierigsten Teil aus Protokochowitsches siebter Symphonie für Waffeleisen und Xylophon mit seiner Melodie untermauert.
Wer erinnert sich nicht an das unsterbliche Wort von Friedrich Georg Goethe, dem Ehrenschlaraffen Beutelschneider:
"Schlimmer als der Pocken Keim
ist für mich der Schüttelreim
. Will man Frauen imponieren,
sollt man niemals transponieren,
denn nichts kommt wirklich schlechter an
als ein schlechtes Anagramm."
Es ist aber immer wieder erstaunlich, dass weiterhin in der Öffentlichkeit Diavorträge zu Themen wie "Pusteln im Wandel der Jahrhunderte", Lesungen aus dem Werk von G. F. Unger oder Heinz G. Konsalik und Abendveranstaltungen zum Anagramm angeboten werden. Alle diese Dinge kann man nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit zelebrieren, denn ähnlich wie das rituelle Opfern von Tapiren oder das Männer-Tanzen von Menuetten in der Priesterinnen-Kleidung der assyrischen Oberschicht handelt es sich dabei um solch abscheuliche Riten, dass es dem Redner schwer fällt, diese mit den Mitteln der modernen Sprache adäquat zu beschreiben.
Niemand anderes als Ludwig Uhland, unser Ehrenschlaraffe Silbenneblis, beschrieb diesen nicht zu beschreibenden Umstand in seiner klaren, fast schon schroffen Lyrik mit folgenden Worten:
"Droben auf dem schroffen Steine,
prankt an der Burg ein Anagramm.
Drum der Burgherr steht gefesselt
und schaut sich seine Schande an."
Verstehen Sie mich nicht falsch: Es gibt Sprachen, die schlimmer betroffen sind als das Deutsche. Immerhin ist die Latrine nicht umsonst ein Anagramm von Latiner.
Trotzdem geht kein Weg an der Erkenntnis vorbei: Der Anagrammatiker ist keiner von uns. Wir wollen von ihm geschieden sein, denn der Schüttelreim ist würdelos, humorfrei und nur jenem syphilitischen Gehirn verständlich, das durch den Konsum von zu viel Raffineriezucker, Alkohol und moderner Dichtung verschmutzt ist – ich sage nur dem Lateiner ins Gesicht schleudernd "Repente Khad!", was ein schöner Schüttelreim auf den völlig überschätzten diesjährigen Literaturnobelpreisgewinner Peter Handke ist. Aber in Nobel steckt Loben genauso wie Nebol. Und nur im Nebol sieht man das Licht.
Schlaraffen, bleibt wachsam, denn im Keim des Schüttelreim zeigt sich die Wurzel des Übels, das so Folgen zeiht wie übermäßigen Tabakkonsum, Gesichtstätowierungen, dialektische Sprachzersetzung und unreine Haut.
Abschließend kann ich nur Franz-Josef Degenhardt, den Ehrenschlaraffen Schmuddelkind, zitieren:
"Spiel nicht mit den Schüttelreimern,
sing nicht ihre Lieder.
Geh doch zur Schlaraffia,
mach’s wie deine Brüder!"

Lulu!