Analyse

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Schlaraffen hört!

Eine von außen durchzuführende Untersuchung der Schlaraffia und ihrer Zukunftsmöglichkeiten ist mir nicht möglich. Da ich der Heisenbergschen Unschärferelation folgend leider Teil des zu beobachtenden Systems bin, bleibt mir nichts, als mit diesem Makel zu leben und Makel-behaftet von innen nach innen zu schauen. Der Makel wiederum hängt sprachlich eng an der Makrele, die durch ihren Panzer vor Kritik gefeit ist, und der Markise, die man herunterlässt, wenn man nicht mehr hinausschauen will. Schweigen wir von Makkaroni und Makulaturen, denn dann ist man schon wieder in der Schlaraffia und nicht von außen auf sie schauend.
Ein Vorteil ist mir bei der Analyse dann doch gewiss, nämlich die strafende Segnung eines Reychswechsels. Ich möchte nicht auf die Tatsache abheben, dass es sich bei der Tarimundis um eine sich selbst damit verehrenden Praga-Tochter handelt. Die gebenedeite Geburt spielt zwar jahreszeitlich in bestimmten Mythologien jetzt gerade eine Rolle – ich meine den Mithras-Kult, falls Rückfragen auftauchen sollten -, hat aber schlaraffisch nichts zu bedeuten. Weiterhin ist mir der Blick von außen damit nicht möglich, weil ich nicht außerhalb des zu beobachtenden Objekts stehe, aber ich bin vielleicht einen Fußbreit weiter weg als die meisten anderen. Hoffe ich.
Die drängenden Fragen zuerst: Wie überlebt Schlaraffia die nächsten hundert Jahre? Hier gibt es nur drei Dinge, die mir einfallen.
Erstens: Die Adhäsionskraft erhöhen. Von allen männerbündischen Kulturvereinen ist die Schlaraffia der schönste, klügste und sympathischste. Das vor Augen kann man sich die Geschichte Schlaraffias anschauen und wird feststellen, dass mehrere Male andere Organisationen geschlossen in die Schlaraffia eingetreten sind – seien es einzelne lokale Ritterbünde oder die nicht zur Allschlaraffia gehörenden Schlaraffenreiche, die später beitraten. Die Konsequenz wäre, dass die Schlaraffia sich darauf einstellt, Vereine komplett zu schlucken – Turnerschaften, einzelne Logen, Schützenvereine, Ritterclubs, Studentenverbindungen und so weiter und so fort. Das mag unrealistisch erscheinen, ist aber in Zeiten von Bevölkerungsschwund und geringerer sozialer Kompetenz bei nachwachsenden Generationen keine ganz doofe Idee.
Zweitens: Die Wahrnehmbarkeit erhöhen. Die Schlaraffen sind in der Bevölkerung nicht sichtbar. Wir nehmen an keinen Veranstaltungen teil, bleiben unter uns – zu Recht! Zu Recht! Zu Recht! Dies hier nur als Einwurf für die Sassen, die anderer Meinung als ich sind und zu meiner Überraschung bis hierhin zugehört haben – und haben es nicht geschafft, unser gesellschaftliches Engagement in irgendeiner Form sichtbar zu machen. Man möchte aber gerne in einer Organisation sein, die man vorzeigen kann, so sind wir Menschen nun einmal. Wenn das nicht möglich ist … wird es schwierig, Männer zu finden, die mit uns zusammen sippen möchten.
Drittens: Die Beweglichkeit erhöhen. Die Schlaraffia erweist sich als statische Menge von einzelnen Gruppierungen, deren zumindest von mir wahrnehmbare Ausrittsbewegungen zum Kennenlernen von anderen, zum Teil sehr nahe gelegenen Reichen weniger dem modernen Reisebetrieb des 21. Jahrhunderts denn der Geschwindigkeit von Gletschern gleich ist. Und wie die Gletscher abschmelzen, so wird auch … Bild verstanden, hoffe ich. Nur wenn man eine hohe soziale Beweglichkeit erzeugt und damit die Alternativen des besuchbaren Sippungsgeschehens für das einzelne Mitglied möglichst breit aufstellt, so auch eine hohe Zahl von potentiellen sozialen Kontakten darbietet, ist das Angebot der Freundschaft auch eine Münze, mit der wir wuchern können. Ein "all you can eat"-Menü aus Reis, Reis und Reis verliert ein wenig an Zugkraft gegen die 50-Punkte-Karte des Nachbar-Restaurants. Ähnlich ist es auch – wenn man mir die Eindimensionalität des Beispiels verziehen kann – mit uns.
Also: werben, zeigen, bewegen. Aus dem Tierreich ist dieses Verhalten im Rahmen der Balz beschrieben, für uns müssen wir es adaptieren, um am Leben zu bleiben. Aber anders glaube ich nicht, dass die Nachfahren meiner Generation an Sassen noch in einem lebendigen Uhuversum sippen können. Und da wir das alle wollen – inklusive Überreichung des Ehrenritterhelms der Tarimundis zu meinem 100. Geburtstag – wird uns nichts bleiben, als das Spiel zu spielen, wie man es halt spielt – mit Einsatz.

Lulu!