Das Universum ist voller Überraschungen

Aus hermannritter.de
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Ich glaube, die größte Überraschung bei STELLARIS ist für mich, dass Eckart Breitschuh wieder im Boot ist. 1984 waren wir zum Abitur im selben Englisch-Leistungsfach, damals hätte keiner von uns vermutet, dass wir uns 35 Jahre später in denselben Projekten wiederfinden.
So ist es auch bei meinen Geschichten. Zuerst lese ich die wichtigen Unterlagen (Expose und ähnliches, vielleicht noch den Abgabetermin). Dann lasse ich mich treiben. Beschäftige mich tagelang damit, Patience auf dem Rechner zu spielen oder Pfeife rauchend auf dem Balkon zu sitzen, während ich dem Spiel der Wolken zuschaue. Ich muss mein Gehirn entleeren, damit die kleinen grauen Zellen im Hinterzimmer anfangen können, sich mit irgendetwas zu beschäftigen. Oft ist das leider aber die Fragestellung, ob ich meine Schlumpfsammlung optimal sortiert habe, ob meine Fantasy-Klamotten in den Kisten luftdicht verschlossen sind oder ob man nicht mal wieder den Kaffeeautomaten entkalken müsste.
Sicherlich ist das einer der Gründe, warum ich als hauptberuflicher Autor ungeeignet bin. Ich würde verhungern.
Irgendwann ist diese erste Phase vorbei. Dann werfe ich tatsächlich einen zweiten Blick in die Unterlagen und schaffe eine Struktur. Einen Handlungsbogen, einen roten Faden, der sich durch die Geschichte zieht. Oft kommt dann eine zweite Phase, in der ich mein Gehirn wieder auf Inspiration einstelle, indem ich verdammt wenig tue.
Dann, und erst wirklich dann setze ich mich an die Maschine. Wenn alles gut läuft, habe ich vor meinem inneren Auge dann schon ein Gefühl dafür, wie Figuren agieren, wie sie aussehen, wie sie miteinander umgehen. Ich habe dann auch einen ersten Eindruck davon, wie mein "setting" aussehen soll. Oft ist es in den letzten Jahren etwas im Krimi-Milieu, was aber an meinen sonstigen Leseinteressen liegt und nicht daran, dass ich die Science Fiction verabscheue. Die Science Fiction kann Krimi, der Krimi aber keine Science Fiction (ja, ich hatte auch schon Mutanten am Lagerfeuer, samt Gitarre und Fahrtenliedern – man muss flexibel sein).
Die Namen sind … äh … einfach da, wenn ich schreibe. Oftmals sind sie Anspielungen auf Figuren aus Filmen oder Büchern, ganz selten Namen aus meinem echten Umfeld (habe ich einmal gemacht, war sehr lustig, aber es ist immer riskant, wenn man Menschen spiegelt, wie man sie – selbst durch die Augen eines Außerirdischen – sieht). Der Name hilft mir oft, etwas vom geplanten Charakter darin zu verkapseln. Der Name muss sich richtig anfühlen, um zu funktionieren. Ich sage ihn laut, ich sage ihn leise, ich tippe ihn ein paar Mal, ich spiele damit herum – und irgendwann ist er wie ein Handschmieger perfekt angepasst und flutscht in die Geschichte rein.
Namen haben Macht. Ehrlich.