Die Frau im Nebel

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ELIZABETH A. SCARBOROUGH
DIE FRAU IM NEBEL
Originaltitel: THE LADY IN THE LOCH (1998), Übersetzung: Joachim Pente
Titelbild: Caspar David Friedrich, Piper Fantasy 6518, 320 Seiten

Walter Scott ist mir eigentlich als Autor farbiger historischer Romane (Ivanhoe) bekannt. Hier ist er jedoch der Ermittler, der in seiner Rolle als Sheriff von Edinburgh einen Mord klären muss.
Gefunden werden die Überreste weiblicher Leichen. Erst vermutet man die Täter in den Reihen der Kesselflicker (Zigeuner), die sich vor dem harten Winter in die Mauern der Stadt zurückgezogen haben. Und natürlich gibt es da auch eine Verbindung, aber ...
Die Erzählung wird dadurch besonders spannend, dass auf einer zweiten Erzählebene der Täter seine Wahrnehmungen beschreibt. Man merkt schnell: Der ist verrückt. Doch wie verrückt er wirklich ist, merkt man erst im letzten Zehntel des Buches.
Schön ist, dass man nach einigen Seiten merkt, dass sich das Buch in einer Parallelwelt abspielt, in der zumindest Magie möglich ist. So wird man in die Jugend Scotts entführt und darf einen Mordfall miterleben, bei dem schon damals ein Zigeuner angeklagt worden ist. Während man begeistert liest, wird der Vorschlag gemacht, man könnte doch die Tote befragen – was man dann auch tut!
Der Klappentext »Eine Stadt im Bann Schwarzer Magie« ist nicht wirklich zutreffend, denn Magie wird (wenn überhaupt) nur spärlich eingesetzt. Der Täter wird mehr und mehr zu einer verrückten Frankenstein-Variante, aber das ist eben eine Art Magie, die man auch durch Wahnsinn und Illusionen erklären könnte. »Echte Magie« ist selten, und das ist auch gut so.
Die Autorin erklärt in einer Abschlussbemerkung, dass sie nicht wirklich auf die reale Erde Bezug nehmen möchte; »Studierende der englischen Literatur und Geschichte - Achtung!« heißen die einleitenden Worte ihrer Anmerkungen.
Aber heraus ist trotzdem ein (pseudo-)historischer Roman gekommen, der als Fantasy sicherlich besser zu bezeichnen ist. Wunderschöne Schilderungen der Zeit, ein interessanter Mordfall und eine Geschichte, die fesselt.
Empfehlenswert!