Die letzte Grenze

Aus hermannritter.de
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Sie haben die weißen Flecken der irdischen Landkarte getilgt –
doch den Weg zu denen Sternen haben sie verbaut.
Sie haben sich die Erde untertan gemacht –
doch ihren Untertanen behandeln sie wie Despoten, nicht wie Könige.
Sie haben ihre Träume gelebt –
und wir träumen nun den Alb.

Unsere Vorfahren ließen uns am Ende der Geschichte stehen.
Sie beschrieben das letzte Blatt, sie sangen das letzte Lied.
Ihr Gott ist tot,
Worte von Gnade und Reue sind wie Asche auf meiner Zunge.

Doch mich habt ihr nicht gefangen,
euer Joch liegt auf meinen Schultern,
doch ich stehe aufrecht.
Das Joch eurer toten Augen,
gebrochenen Versprechungen,
sinnloser Gier und Verzweiflung.

Es sind nicht meine Kinder in fast erwachsenen Körper,
die zu leiten ich versuche.
Es ist nicht mein Blut und doch unser aller Blut,
das in ihnen,
euch,
mir pocht an die Tür der Zukunft,
die ihr verschlossen.

Sinn lehre ich sie und Wollen, Mut und List,
ihr habt sie und mich verraten.
Ich bin nicht stark genug,
die Axt zu schwingen.
Doch meine Hand ist noch ruhig genug,
die Lunte zu zünden,
die Feuer an eure Tempel der Sinnlosigkeit legen wird.

Die letzte Grenze ist meine Front: Die Hoffnungslosigkeit.
Doch ich kämpfe mit Träumen. Jeder Schlafende, der durch diese Träume erwacht,
ist eine Stimme im Chor des neuen Liedes.

Ihr habt das Buch gefüllt.
Ich verbrenne es und schreibe es neu und lasse Platz für neue Seiten.