Hyperimpeschranz

Aus hermannritter.de
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Die letzten Tage und Wochen waren schwierig gewesen. Seitdem die Schmosmograten die Hyperimpeschranz der Erde verändert hatten, war das Leben einfach ein anderes.
Früher hatte er sich einfach in sein Auto gesetzt und war zu einem Fall gefahren. Jetzt war die Polizei genauso wie die anderen Privatdetektive darauf angewiesen, durch New York zu laufen. Er hasste das.
Banküberfälle waren einfach nicht beeindruckend, wenn statt einem gepanzerten Auto ein Fahrrad zur Flucht benutzt wurde. Und die Nachforschungen wurden immer schwieriger, weil die ganzen Strecken zu Fuß zu bewältigen waren. Während er früher Termine der Reihe nach abfertigen konnte, war er heute schon zufrieden, wenn er jeweils Vormittags und Nachmittags einen einzigen Zeugen beragen konnte.
Die 42. wollte kein Ende nehmen. Während er die Horden von Fußgängern betrachtete, die versuchten, ihr Leben zu Fuß auf die Reihe zu bekommen, wanderten seine Gedanken. "Wie geht es meiner Schwester in Chikago? Würde ich sie jemals wiedersehen?" Früher war die Entfernung zu vernachlässigen gewesen; selbst wenn keiner der seltenen Linienflüge ging, so konnte man sich in den Zug setzen oder einfach mit dem Auto die paar Stunden fahren.
Das war heute unmöglich. Der Staat versuchte zwar, mit Hilfe von neumodischen Ideen wie "elektrischen Straßenbahnen" oder gar "elektrifizierten Zügen" dagegen zu lenken, aber die Chancen, dass hier bald eine Besserung eintreten würde, waren gering.
Zum Glück hatten auch die Gegner der Erde wenig Chancen, ohne die technischen Möglichkeiten der Nach-Hyperimpeschranz Erfolge zu erzielen. Erst vorgestern war er drei Akonen nachgelaufen, die auf Tretrollern einem Überfall entkommen wollten.
Er zog seinen Knautschhut tiefer in die Stirn. Was wohl seine Eltern machen würden? Er war seit Tagen ohne Nachricht aus Detroit – wie alle anderen Menschen auch.
Vor ihm tauchte wieder eine aufgebrochene und notdürftig vernagelte Fassade auf. Die Versorgungsengpässe hatten in den ersten Tagen zu Plünderungen geführt. Inzwischen hatte die Polizei sich zum Glück umorganisiert. Dadurch, dass die meisten Polizisten eine Woche Dienst am Stück hatten und in der Polizeistation übernachteten, war die Anreise für viele Polizisten überhaupt erst möglich geworden.
Über die Veränderungen bei Radio und Telefon wollte er erst gar nicht nachdenken. Das Telefon war zu einer Mischung aus Nachhall und Echo verkommen, das Radio hörte sich an, als würde man Druuf’schen Hits zuhören. Die Zeitungen erschienen inzwischen wieder, aber ihre Neuheiten waren endlos verspätet. Inzwischen gab es wenigstens eine Reiterstafette aus Washington, so dass politische Neuheiten relativ zügig durchkamen.
Es war ein weiterer mieser Tag in New York City – und es würden weitere miese Tage kommen, bis die Hyperimpeschranz aufhörte. Oder vielleicht kamen sie ja wirklich irgendwann – diese elektrischen Straßenbahnen!