Inklings Jahrbuch für Literatur und Ästhetik 27

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Dieter Petzold (Hrsg.)
INKLINGS JAHRBUCH FÜR LITERATUR UND ÄSTHETIK 27
Titelbild: Jacques Louis David (1748–1825)
Brendow
345 Seiten

Herausgeber Dieter Petzold hat es dieses Mal einfach, denn das Thema der Tagung der Inklings 2009 waren Vampire. Dieses Thema ist dermaßen aktuell, dass das Unterthema des Bandes »Von der Dämmerung der Gothic Novel bis zum Morgen-Grauen des Teenieromans« alles einfangen dürfte, was einem in die Quere kommt, wenn man an Vampire denkt. So ist es dann auch.
Die Beiträge zur Tagung machen fast die Hälfte des Bandes aus. Herausragend sind für mich Maria Fleischhacks »Vampires and Mummies in Victorian Gothic Fiction« (die leider weite Teile des Mumien-Mythos, gerade im Trick- und Kinderfilmbereich, völlig ignoriert), Dorothea Schullers Abriss über Richard Mathesons I AM LEGEND und seine Verfilmungen, und Adelheid Keglers Artikel über Stephenie Meyers TWILIGHT-Serie. Gerade hier und im Beitrag von Sabine Planka über die DER KLEINE VAMPIR-Serie zeigt sich, wie gut das INKLINGS JAHRBUCH sein kann, wenn es mal mit aktueller Literatur konfrontiert wird.
Nach dem hoch zu lobenden ersten Teil gibt es leider noch drei Artikel unter »Varia«. Adam Barkman schreibt über die Zeit von C. S. Lewis von 1917–1919. Im ersten Absatz verweist er auf sein ausgesprochen wichtiges Buch, ebenso wie im letzten Satz seines Beitrags. Das dazwischen Liegende ist langweilig; diese Langeweile kann noch übertroffen werden, wie Marius Reiser mit seinem Beitrag »I’m not a Bible critic« über den Hörspielzyklus (!) THE MAN BORN TO BE KING von Dorothy L. Sayers beweist. Gepflegte Langeweile. Dem dritten Beitrag der »Varia« über »Tristan und Isolde« halte ich zugute, dass mich das Thema nicht interessiert, von daher ist eine gewisse Langeweile auf meiner Seite vorprogrammiert.
Hat man das überstanden und Dieter Petzold mit »Wie der Vampir zum Vamp mutierte« gelesen (ein guter, kluger Beitrag, der einen immer wieder nachdenkend innehalten lässt), kommt man endlich zu Johannes Rüster und »Alles außer langweilig. Die Welten des Matt Ruff«. So etwas würde ich gerne selbst schreiben oder herausgeben – spritzig, unterhaltsam, informativ. Go, go, go!
Den letzten Teil bilden dann die Besprechungen. Leider ist man hier wieder im Bereich der Lobhudelei von engen Freunden – und wenn es nicht so ist, so klingt es zumindest so. Wenn Thomas Scholz Mitarbeiter ist (und sei es nur als Rezensent), dann sollte sein Buch nicht vom Herausgeber dieses Buches über den grünen Klee gelobt werden.
Die andere Hälfte der Rezensionen aber ist spritzig, informativ und mit den gewählten Titeln aktuell.
Die eine Hälfte des JAHRBUCHES macht mir Hoffnung, die andere langweilt. Letzteres kenne ich aus den meisten der bisherigen sechsundzwanzig JAHRBÜCHER, von daher … lasse ich mich überraschen.