Lunar jährt sich heute mein Geburtstag

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Schlaraffen hört!
Lunar jährt sich heute mein Geburtstag. Ich bin also ein echtes Rosenmontagskind. Dazu bin ich zusätzlich erblich durch einen Kölner Vater karnevalistisch geprägt und damit komplett Kölsch-karnevalistisch verseucht.
An meinem Geburtstag – ich bin das erste Kind von Dreien, also haben meine Eltern nach mir nicht kapituliert, sondern weitere Versuche unternommen, ein vernünftiges Kind großzuziehen – wurde während meiner jungen Jahre immer wieder versucht, mit Hilfe von aufgezwungenen Kostümen in mir und um mich herum Heiterkeit zu erzeugen. Normalerweise lachte nicht ich, sondern nur meine Umwelt.
Zurück zu meinem Geburtstag. Mein Vater – Kaufmann sowie Sohn und Enkel von Nachschub-Offizieren – plante meine Geburt von langer Hand. Nachdem mathematische Berechnungen, das Lesen aus Eingeweiden und die Informationen aus dem Kaffeesatz meiner Großtante Hilke einen Geburtstermin in der Hoch-Zeit des närrischen Treibens ergaben, machte sich jener Mann an die Planung einer befahrbaren Notstrecke zum Orte der Entbindung. Der langen Rede kurzer Sinn: Von Eberstadt aus fuhr mein Vater meine Mutter nicht nach Darmstadt, was nahe gelegen hätte, sondern nach Jugenheim, um den tolldreisten Karnevals-Umzügen in Darmstadts Innenstadt zu entgehen.
Gut geplant, kann man da nur sagen – lieber die leere Bundesstraße Drei nach Jugenheim als die durch bunt geschmückte Wagen und Kamellen sammelnde Eingeborene verstopfte Heidelberger entlang nach Darmstadt hinein.
Seitdem lebe ich mit einem dreifachen Makel: Erstens in Jugenheim geboren zu sein, zweitens einen Vater gehabt zu haben, der kölsche närrische Fröhlichkeit wahllos auf hessische Metropolen verlagerte und drittens nach der sicherlich erlogenen Aussagen meiner Mutter, ich sei zu Beginn des im Fernsehen übertragenen Rosenmontagzuges geboren worden, mit dem Hinweis geboren am Rosenmontag, 11.11 Uhr in der Geburtsurkunde eingetragen zu sein.
Dafür hat mich diese frühe karnevalistische Rundumimpfung langfristig vor krankhaften Infektionen der Humorwege geschützt. Während andere Kinder Rotnasitis, Indianerkostümitis oder akute Funkenmarieties haben, später dann als Erwachsene mit Verdauungsstörungen lange Sitzungen besuchen müssen und einem obskuren Reflex folgend an passender wie unpassender Stelle "Helau" rufen, entziehe ich mich dieser zwanghaften Pflege von Humor, wo ich es nur kann.
Humor ist mich nicht im Karneval zwanghaft verortet, Humor ist für mich nicht auf eine bestimmte Zahl von Tagen im Jahr reduziert, sondern Grundbestandteil meines Lebens. Ich brauche auch keine bunte Mütze oder ein Piratenkostüm, um humoristisch tätig zu werden. Die schlaraffische Realität zeigt zwar, dass es mit bunten Mützchen einfacher ist, humoristisch zu sein, aber der Zusammenhang ist nicht zwingend, wie man bei jenen WEsen sieht, die trotz bunter Mützchen nicht zwingend lustig sind. Ich denke hier an Zahnärzte, Zulukrieger und Zorro.
Lulu!