Reginald Bull

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Verschwendete Gelegenheiten

Hubert Haensel
"Perry Rhodan Kosmos-Chroniken 1 - Reginald Bull"
29,80 DM, VPM 2000, HC
496 Seiten

Ein Mann blickt von einem für ihn schwierigen Zeitpunkt seines Lebens auf seine Erfahrungen zurück. Nicht wenige Romane der Weltliteratur erzählen eine solche Geschichte. Auch dieser Roman versucht aus dem Blickwinkel eines Mannes (Reginald "Bully" Bull, rechte Hand von Perry Rhodan und beinahe unsterblicher Aktivatorträger) von einem schwierigen Zeitpunkt seines Lebens aus (die Erde steckt im Mahlstrom der Sterne fest) auf ca. 1600 Jahre seines Lebens zurück.
Vom Rhodan-Hintergrund her eine interessante Phase, eigentlich DIE klassische Phase der Heftserie. Die Jagd nach der Unsterblichkeit, die USO, Atlan, das blaue System, Plophos, Ovaron, Akonen und Arkoniden, die Straße nach Andromeda - alles Schlagworte, die Altlesern noch heute feuchte Augen bescheren. Leider gelingt es Haensel nicht, diese Geschichte vernünftig Revue passieren zu lassen. Die vielen Zeitsprünge in der Handlung sowie der Verzicht auf Handlung zugunsten von internen Rhodan-Verweisen (z.B. der Verweis auf die Familie Hainu bei der Besiedlung des Mars, die andauernde Erwähnung von Vurgzz, der sehr gekünstelte Story-Hintergrund um Anti-ES, die lemurischen Schiffe etc.) vernichten den Lesespaß.
Auch die Liebesgeschichte mit Frau Angel wirkt aufgesetzt. "Mann trifft Frau, Mann verliert Frau, Man findet Frau wieder, Frau stirbt in seinen Armen" ist keine neue Geschichte. Im Leben eines relativ unsterblichen Mannes erwartet man irgendwie den "Kick mehr" als in einem Bogart-Film und wird mit dem "Kick weniger" abgespeist.
Auch der ärgerliche nachträgliche Einbau von Rhodan-internen Handlungserklärungen (ich nenne es gern die "Castorisierung" der Handlung) überbordet die Handlung, anstatt sie voranzutreiben. Kein Mensch will wissen, woher das arkonidische Transmitterverbot kommt, und Bully ist in meiner Wahrnehmung nicht der Mann, der von Anfang an vom Tai Ark'Tussan spricht anstatt vom arkonidischen Imperium.
Die letzte saure Sahnehaube auf dem bitteren Kaffee meines Lesevergnügens ist der Einbau von Fan-Spielereien im Text. So finden wir u.a. einen Herrn Reich (als Leutnant) und Heiko Langhans (als Herrn Hanslang) in der Handlung wieder. Auch Walter Ernsting findet seinen Eingang - neben diversen anderen Witzen, die mir wahrscheinlich entgangen sind, weil ich nicht im Schlaf USO-Stützpunkte rückwärts buchstabiere.
Für den Hardcore-Leser ist dieser Band sicherlich ein Muss. Als Versuch, neue Leserschichten zu gewinnen oder alte Leser wiederum zu aktivieren, ist dieser Band gescheitert. Haensel kann schreiben, handwerklich ist dieser Band auch solide. Das langt aber nicht, um einen Handlungsbogen über fast 500 Seiten am Leben und interessant zu erhalten.