Wo Drachen sind

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JAMES A. OWEN
WO DRACHEN SIND
THE CHRONICLES OF THE IMANIGARIUM GEOGRAPHICA – HERE THERE BE DRAGONS (2006)
Übersetzung: Michaela Link; Titelbild und Zeichnungen: James A. Owen
cbj Verlag; 389 Seiten

Ich sage es gleich: Ein schlechtes Buch! Wer jetzt nicht weiterliest, spart eine Enttäuschung erster Güte.
Gut, ich habe gewarnt. Ich muss gleich dazu sagen, dass ich nur unter Mühe sechzig Seiten geschafft habe. Dann habe ich vorgeblättert, das Ende gelesen und mich über die vertane Zeit geärgert. Ehrlich!
Zur Handlung. John und seine beiden Freunde Charles und Jack werden von seinem alten Mentor Professor Sigurdsson nach London bestellt (spätestens hier musste ich an Holmes und eines seiner Pseudonyme denken). Der Professor ist tot, von einem römischen Speer getötet. Man trifft sich in einem Club in der Baker Street 221 B, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Spätestens hier beginnt man zu erahnen, dass man durch eine Tour de force von literarischen Anspielungen geschickt werden wird, die bei Shakespeare und Doyle beginnt und leider, leider, leider nie aufhört. Ein wenig später erhält man die Grimmschen Märchen, einen Zwerg, Wendigos (die aber auch gar nicht so aussehen wie die Wendigos, die man aus Horrorgeschichten kennt), ein Drachenschiff samt Drachen, Nebel, eine mystische Führung durch literarische Welten, einen Besuch in Avalon samt grünem Ritter, Faune und Satyre.
Dann kam Seite 60, und ich stellte fest, dass ich weder weiß, um was es geht, noch wissen möchte, wie es weitergeht. Es gibt keine erkennbare Handlung, nur eine Art literarischer Führung durch den Lesekanon von englischen Jugendlichen der 60er-Jahre. Owen scheint hier seine eigenen Leseerfahrungen abgearbeitet zu haben, mehr nicht.
Am Ende (wie gesagt, ich habe 310 Seiten überblättert) dürfen sich die drei Freunde unter den Hütern des Buches in die lange Liste eintragen – zusammen mit John Dee, Lord Byron, Edmund Spenser, Johannes Kepler, William Shakespeare, H. G. Wells, Chaucer, Roger Bacon, Alexandre Dumas, Cervantes, Nathaniel Hawthorne, Jonathan Swift, Tycho Brahe, Jacob Grimm, Hans Christian Andersen, Washington Irving, Coleridge, beiden Shelleys, Percy Bysshe, Mary Wollstonecraft, Arthur Conan Doyle, Harry Houdini, Goethe, Dante, Edgar Allan Poe, Mark Twain, Jules Verne, Geoffrey von Monmouth, Professor Sigurdsson – diese Liste findet sich verstreut über zwei, drei Seiten im Text.
Dann unterschreiben die drei Freunde John, Charles und Jack, und man ist eher gelangweilt, dass es in Wirklichkeit Charles Williams, C. S. Lewis und J. R. R. Tolkien sind.
Fazit: Gähn. Vertane Zeit.